Tourismus

und Holzhandwerk

Tourismus

Der tragende Wirtschaftsektor in Gröden ist der Tourismus, aber jener des traditionellen Holzhandwerks reiht sich gleich dahinter ein. Es sind diese beiden Wirtschaftszweige, die Gröden zu seinem weltweit bekannten Namen verholfen haben. Die Schönheit der Berge und das ausgezeichnete Angebot an touristischen Infrastrukturen ermöglichen sowohl im Sommer wie auch im Winter, in diesem Tal sportlich aktive und naturverbundene Ferien zu verbringen. Gröden bietet in den Wintermonaten zahlreiche Aufstiegsanlagen für den alpinen Skilauf und kilometerlange Loipen für den Langlauf. Im Sommer lädt die atemberaubende Berglandschaft zum Spazieren, Wandern, Klettern und Mountainbike Fahren ein.

Geschichtlich gesehen bilden aber die Bildhauerei und die Holzschnitzerei die Basis für die wirtschaftliche Blüte Grödens. Über einige Jahrhunderte lang hat dieser Wirtschaftszweig vielen Familien Grödens Arbeit gegeben und auch heutzutage gibt es noch etliche Firmen, selbstständige Bildhauer und Kunst- wie auch Berufsschulen, die diese Aktivität ausüben und auf die die Grödner berechtigterweise stolz sind. Die Grödner Holzkunstwerke sind auf der ganzen Welt bekannt. Es ist tatsächlich undenkbar, nicht von Gröden zu sprechen, wenn es um Holzskulpturen geht. Die Schönheit und die Einzigartigkeit der Grödner Produkte bestätigen, dass eine gut gepflegte Tradition ein Synonym für Qualität werden kann. Im Tal wird alles Mögliche aus Holz hergestellt: sakrale Figuren wie zum Beispiel Madonnas, Kruzifixe, Weihnachtskrippen, Heilige, Engel und Weihwassergefäße sowie profane Figuren wie zum Beispiel Tiere, Skifahrer, Masken, Clowns, historische oder berühmte Persönlichkeiten. Zudem werden auch Designobjekte wie zum Beispiel Stü Wie schon erwähnt, ist das Ladinisch die älteste Sprache im Alpenraum: Sie entstand im 1. Jahrhundert n. Chr. aus der Verschmelzung der keltischen Kultur der Räter und jener der Römer. Die verschiedenen Völkerwanderungen waren für diese Sprache eine starke Bedrohung. Glücklicherweise hat sie aber in einigen Seitentälern überlebt: in Gröden, im Gadertal, im Fassatal, in Buchenstein, rund um Cortina d’Ampezzo sowie auch in der italienischen Autonomen Region Friaul-Julisch-Venetien und in Graubünden in der Schweiz. Die ladinische Sprache ist eine der prägendsten Besonderheiten Grödens und hat das Interesse vieler Sprachwissenschaftler geweckt. Auch wenn Ähnlichkeiten mit dem Italienischen bestehen, sind ihre Rechtschreibung, ihr Wortschatz und ihre Aussprache doch sehr anders. Außerdem ist sie tausend Jahre vor der italienischen Sprache entstanden und ist kein Dialekt, wie manche immer noch fälschlicherweise glauben. Leider hat der moderne technologische Fortschritt die Grödner dazu gezwungen, Wörter anderer Sprachen zu verwenden, um neue Begriffe und Gegenstände zu beschreiben, die in der ursprünglichen Sprache nicht zu finden sind. Der Großteil der assimilierten Wörter kommt aus dem Deutschen, dem Italienischen oder dem Englischen, was eine unvermeidliche Verarmung der Sprache selbst mit sich bringt. Eine interessante Tatsache ist, dass die Grödner dank des Ladinischen andere Sprachen sehr viel leichter und schneller erlernen können. Einer der Ersten dies zu bezeugen, war der berühmte Minnesänger Oswald von Wolkenstein, dem seine Ladinischkenntnisse auf seinen vielen Reisen immer von großer Hilfe beim Erlernen anderer romanischer Sprachen waren.

Der erste, der sich hingegen auf philologischer Ebene mit der ladinischen Sprache abgegeben hat, war der aus dem Fassatal stammende Pfarrer der Gemeinde St. Ulrich, J. A. Vian. Er führte eine gründliche Untersuchung der ladinischen Grammatik und des ladinischen Wortschatzes durch und sammelte in einem Buch die idiomatischen Formen dieser Sprache. Sein Text war der Ausgangspunkt für die Arbeit vieler anderer Gelehrter. Heute ist die ladinische Sprache offiziell als solche anerkannt und Tausende Lemmata sind mit ihrer Übersetzung und Beschreibung in Wörterbuchern festgehalten. Einige Sprachwissenschaftler schätzen, dass 80 % der ladinischen Wörter vom Vulgärlatein stammen, 15 % vom Germanischen und der Rest von der antiken Sprache der Räter. Im Museum de Gherdëina in St. Ulrich, das 1960 gegründet wurde, kann man viele Zeugnisse der ladinischen Kultur und Tradition besichtigen. Es befindet sich in der Cësa di Ladins („Haus der Ladiner“) und beherbergt interessante Sammlungen, die die Entwicklung der Holzschnitzerei vom 16. Jahrhundert bis heute dokumentieren, sowie geologische und archäologische Entdeckungen des Dolomitengebiets. Eine Dauerausstellung veranschaulicht das abenteuerliche Leben des berühmten Grödner Filmemachers und Bergsteigers Luis Trenker (1892-1990). Das Bestehen und die Arbeit des Museums, das zahlreiche kulturelle Veranstaltungen sowie geschichtliche und wissenschaftliche Forschungsaktivitäten fördert, wären nicht ohne die Union di Ladins de Gherdëina möglich. Dieser gemeinnützige Verein wurde 1946 gegründet und ist Teil der Union Generela di Ladins dla Dolomites, dem wichtigsten kulturellen Verein Ladiniens. Die Union di Ladins de Gherdëina fördert die ladinische Sprache und Kultur durch Fernseh- und Radiosendungen wie auch durch Veröffentlichungen, Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen hle, Tische, Spiegel, Lampen und Nussknacker sowie viele weitere Artikel erzeugt.

Holzhandwerk

Die große Nachfrage nach Grödner Skulpturen nach dem Zweiten Weltkrieg brachte die Grenzen des Produktionssystems des Tales ans Tageslicht. Mit dem Verlagssystem konnten die Grödner auf dem sich immer weiter entwickelnden Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig agieren. Das alte System machte es den Verlegern unmöglich, die Qualität und die Lieferzeiten der Skulpturen von Seiten der Heimarbeiter zu kontrollieren, die oft den Anfragen von mehreren Zwischenhändlern nachkommen mussten, aber nicht immer konnten. Zudem hatten weder die Kunsthandwerker noch die Verleger viel Interesse daran, die Produktion zu erneuern, da die neuen Modelle regelmäßig von der Konkurrenz kopiert wurden. Somit bestand die Gefahr, den Ansprüchen der Kundschaft oder des neuen Marktes nicht zu genügen, der sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat und auf dem ausgezeichnet angefertigter Ware sowie schnelle und sichere Lieferzeiten gefragt waren.

Diese neue Situation brachte die Großhändler dazu, die Produktion der Skulpturen selbst in die Hand zu nehmen. Der Einsatz von modernen Maschinen ermöglichte einen bemerkenswerten Produktionsanstieg, eine größere Präzision und infolgedessen höhere Gewinne. Zudem konnte eine pünktliche Lieferung der Aufträge garantiert werden.

Unter den neuen Unternehmern sticht Anton Riffeser wegen seines ganz besonderen kaufmännischen Riechers hervor. Seine Geschichte ist ein weiteres Beispiel dafür, dass in der Entwicklung einer jahrhundertealten Handwerkstradition oft die Eigeninitiative eines Einzelnen ausschlaggebend ist. Die Firma ANRI (Anton Riffeser), die schon 1925 gegründet worden war, war somit die erste Fabrik, die mit Mut bis dahin unbekannte Herausforderungen im Bereich Produktionsverwaltung in Angriff nahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik erweitert und mit den ersten Maschinen ausgerüstet wie zum Beispiel Vorfräsmaschinen für die erste grobe Bearbeitung der Skulpturen. Die Firma ANRI war auch die erste im Tal, die eine Holztrocknungsanlage besaß und die eine Filiale in Deutschland eröffnete. Viele Jahre lang war die Firma von grundlegender Bedeutung für die Wirtschaft des Tales, da zahlreiche Grödner durch sie einen Arbeitsplatz hatten: 1952 zählte sie 50 Angestellte, drei Jahre später stieg die Zahl auf 150, weitere zwei Jahre darauf auf 230 und 1965 kam sie auf 280. Die Firma ANRI gibt es auch heute noch, doch ihre Bedeutung innerhalb der sozialen Ordnung Grödens hat abgenommen, unter anderem wegen aufstrebender Familienunternehmen.

Ein weiteres Beispiel der Industrialisierung ist die Firma SEVI (Senoner Vinzenz), die in der Produktion von Holzspielzeug spezialisiert war. Die Verwaltung hatte ihren Sitz in St. Christina, während die Werkanlage in Pontives, am Eingang des Tales, errichtet worden war.

In dieser Art von Fabrik, z. B. ANRI und SEVI, arbeiteten Schnitzer und Maler in derselben Werkanlage. Die Neuigkeit war, dass der Arbeitgeber seinen Angestellten die verschiedenen Werkzeuge und Maschinen zur Verfügung stellte und ihnen auch ein fixes Monatsgehalt zahlte. Anfänglich stießen diese Fabriken auf große Kritik und Zweifel in der Bevölkerung, doch mit der Zeit wurde den Menschen bewusst, welche Vorteile die Arbeit im Angestelltenverhältnis bot: als Angestellter bekam man einen fixen Lohn, war kranken- und unfallversichert, bezog Prämien, Familienzulagen und eine Pension, und man übte seine Arbeit in gemütlichen und hellen Räumlichkeiten aus.

Bis zu jenem Zeitpunkt waren den Schnitzern und Malern solche Arbeitsbedingungen unbekannt. Doch seit einigen Jahren muss man von einer klaren Gegentendenz sprechen, da die großen Industriefirmen immer mehr Schwierigkeiten bewältigen müssen. Die Feinarbeit wie zum Beispiel die Endverarbeitung der Figuren, das Zusammensetzen der verschiedenen Teile und das Bemalen der Skulpturen müssen notwendigerweise per Hand gemacht werden. Deshalb haben die großen Firmen hohe Fixkosten und eine geringere Flexibilität im Management, und tun sich deshalb in Krisenzeiten schwer. Wenn man das vorgesehene Verkaufsvolumen nicht erreicht, ist man gezwungen, Personal zu kündigen und, im Extremfall, den Betrieb aufzugeben, wie es zum Beispiel im Fall der Firma SEVI passiert ist. Aus diesem Grund haben sich in letzter Zeit kleine Familienbetriebe durchgesetzt, die auf eine höhere Flexibilität, Originalität und Qualität bei den Produkten, einem ausgezeichneten Verhältnis mit der Kundschaft und vor allem auf eine erhebliche Kostendämpfung setzen können. Man kann somit fast von einer Wiederkehr des Verlagssystems sprechen: die Firmen geben den Heimarbeitern Aufträge und verkaufen die für sie angefertigten Artikel unter der eigenen Marke.

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